Donnerstag, 19. Mai 2011

Es is' ja, wi's is'

sagt Stefi den Frühstücksgästen in ihrer Imbissbude.
Ein philosophisches Wort von allumfassender Bedeutung.
Eine Binsenweisheit, ähnlich wie: 'Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt' (Laotse / Laozi, 6.Jh.v.Chr.)
Stefanis Gesellschaft möchte ich zu folgenden Gedankengängen verleiten.

Dem Ziel einer Reise nahe ist der erste Bewegungsimpuls oft von vielfältigen Reiseeindrücken überlagert und dem Gedächtnis entschwunden. Das gilt erst recht bei der Betrachtung des Lebensweges. Erinnerungen an die eigene Lebensreise mögen weit zurückreichen. Aber sicherlich nicht bevor das fünfte Lebensjahre erreicht  wurde. Handelte es sich dabei um den ersten bewussten Schritt; begann damals die bewusst erlebte Reise? Undeutliche Erinnerungen mögen aus dieser Zeit abrufbar sein; oder sind  Rückblicke auf solche Abschnitte des eigene Daseins gar nicht möglich und wenn doch, wie wahrheitsgemäß sind sie? Was blieb in Erinnerung, was wurde ausradiert oder leicht verändert überschrieben?

Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt. „Der Weg ist das Ziel“, könnte man glauben und eine stete Veränderung als Lebensziel vorschlagen. Es sei denn man kennt Melvilles Wort: "Life's a voyage that's homeward bound." Doch eine Reise, die heimwärts führt, kann nur Bedeutung für jene erlangen, die ein Zuhause besitzen oder an dessen Existenz glauben.
Die Vorstellung nach dem Tode heimzukehren, ist in unserem Sprachgebrauch fest verankert. Sie mag schon sehr früh in der Geschichte menschliches Wunschdenken beeinflusst haben. Allein schon, um dem Tod den Schrecken zu nehmen.
Andererseits könnte aus dem Glauben an ein, wie auch immer geartetes Fortleben nach dem Tode, dem Glauben an Wiedergeburt, Auferstehung in Geborgenheit, eine Todessehnsucht erwachsen. Die Aufnahme ins Paradies ist  nicht kostenlos zu haben. Man muss sie mit dem Leben bezahlen. Losgelöst von religiösen Dogmen mögen auch Überlegungen auftauchen, dass ein ewiges Fortbestehen atomarer Substanz, in einem Kreislauf mündet. Atome aus denen schließlich alle Lebewesen bestehen und die selbst nach dem Weg durch Feuer, sogar nach kosmischer Durchmischung und stellarer Neuordnung aller Elemente Bestand bewahren, retten uns, zumindest Teile unseres Körpers vor dem endgültigen Auslöschen. Das ist ein Gedanke, dem sich vielleicht jene hingeben, denen eine leibliche Auferstehung am Ende aller Tage, als Horrorvision erscheint und denen die abgemilderte Form, die immaterielle Auferstehung, das Fortleben der Seele, sympathischer ist. An dieser Stelle höre ich einen Zwischenruf in Stefanis Theke: "Meinste Seelenwanderung! Oder was?"

Alles kann auch vollkommen anders sein, als menschlicher Geist sich vorzustellen vermag. Platon öffnete uns mit seinem Höhlengleichnis die Augen. Danach wäre alles während der Lebensreise Gesehene als Trugbild zu werten; welchen Stellenwert dürfen wir dann dem ganzen Geschehen zugestehen?
Die überschaubare Etappe des Lebens endet mit dem Tod. Ein Abschnitt ist erreicht. Das war's dann. Für tiefgründige Fragen hat die NDR2-Comic-Figur Stefanie eine passende Antwort parat. Sie sagt den Gästen ihrer Stehimbissbude: „Es is’ wi’s is’."
http://www.podcast.de/episode/2081917/E10
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